Ein bezauberndes Tal oder: Landschaftspflege an der Grenze des Machbaren
Kommt man zum ersten Mal ins Idyll des Anhauser Tales, so fühlt man sich ein wenig in frühere Zeiten zurückversetzt, als die Menschen noch im Einklang mit der Natur lebten und wirtschafteten. Ein
Bächlein mäandriert munter durch den Talgrund, auf meterhohen Blumenwiesen summt und brummt und singt es. Hier liegen in der Nähe von Reinhartshausen mehrere Feuchtwiesen, die der LBV seit vielen
Jahren gepachtet hat. Wobei: Der Begriff „Feuchtwiesen“ trifft den Kern der Sache nur bedingt, man müsste eher von „Patschnasswiesen“ sprechen. Unsere Pachtflächen sind zu einem guten Teil des
Jahres fast nur mit Gummistiefel und Wathose begehbar, Abenteuerfaktor inklusive!
Dies ist sicherlich auch der Grund, warum solche Wiesen in früheren Jahrzehnten nur sehr extensiv bewirtschaftet wurden. Die Bauern mähten zunächst die Flächen in der Nähe ihrer Höfe und griffen
nur im Bedarfsfall und relativ spät im Jahr auf solch „schwierigen“ Feuchtwiesen zurück. Ein Glücksfall für die Natur – bis heute! Hier entwickelten sich Lebensräume für seltene und
spezialisierte Arten wie Wiesenknopf-Ameisenbläulinge, Laubfrösche, Neuntöter u.a.. Dennoch bedarf es auch hier einer regelmäßigen Flächenpflege, ansonsten drohen die Wiesen zu verbuschen. Aufgrund des enormen und strapaziösen Pflegeaufwands (die Flächen wurden von den LBV-Aktiven von Hand gesenst, das Mähgut auf große Planen gegabelt und von den
Wiesen gezogen) unterblieb die Pflege die letzten Jahre über allerdings völlig.
Nach intensiven Diskussionen und Abwägungen kam die Kreisgruppe 2018 zum Schluss, die Wiesen von einem auf Landschaftspflege spezialisierten Landwirt wieder in Pflege nehmen zu lassen. Trotz des
sehr trockenen Sommers kam auch er an seine technischen Grenzen. Vorab waren die Wiesen zoologisch kartiert worden, um Anhaltspunkte für besonders empfindliche Bereiche und Arten zu erhalten.
Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse und Erfahrungswerte laufen nun die Überlegungen dazu, wie es mit den Reinhartshauser Flächen weitergehen soll. Kniffelige Fragen leiten uns dabei: Wie viel
technischer und finanzieller Aufwand kann und soll für den Naturschutz betrieben werden? Welches Entwicklungspotenzial haben die Feuchtwiesen? Naturschutz ist eben keine ganz einfache oder
statische Sache!