Gemeinsam Bayerns Natur schützen

2012: Augsburger GARTENvogel0ASEN

Förderung und Entwicklung der städtischen Vogel-Artenvielfalt in den Kleingärten, Friedhöfen und Grünanlagen von Augsburg

Bearbeiter: Dr. Hermann Stickroth, Augsburg

 

Gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der GlücksSpirale

Zusammenfassung

„Augsburger GARTENvogel0ASEN“ war das Projekt 2012 des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern e. V. (LBV), Kreisgruppe Augsburg. Gefördert wurde das Projekt vom Bayerischen Naturschutzfond aus den Mitteln der GlücksSpirale.

„Augsburgs Gartenoasen sollen auch Oasen für die Vögel werden“

Anders als oft angenommen haben sich Städte zu Inseln der Artenvielfalt entwickelt, durch die vielfältigen Interessen unterliegen sie jedoch neuen Gefährdungen. Auch in Augsburg spielen Haus- und Kleingärten, Friedhöfe und Grünanlagen eine bedeutende Rolle für den Schutz der Vogelwelt. Um die Situation der Vögel in diesen Lebensräumen zu verbessern, ging die LBV-Kreisgruppe unter dem Motto „Augsburger GARTENvogeIOASEN“ auf Gartenbesitzer, Kleingärtner und Verantwortliche aus Politik, Verwaltung und Verbänden zu, um sie für Aktionen und Maßnahmen zugunsten einer umweltfreundlichen und nachhaltigen gärtnerischen Pflege und Nutzung zu gewinnen.

„Volkszählung der Kleingarten-Vögel“ (AZ 5.6.2012)

Eckpfeiler des Projektes war die Erfassung der Brutvögel in 93 Kleingartenanlagen, Friedhöfen und Grünanlagen von Augsburg. 24 Kartierer des LBV sowie des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben zählten 9.049 Vögel aus 79 Arten. Davon wurden 64 Arten als Brutvögel gewertet und 3.859 Vogelrevieren zugeordnet. Die häufigste Art

war die Amsel, gefolgt von Feldsperling, Kohlmeise und Star. Dabei erwiesen sich Feldsperling und Star als Charakterarten der Kleingartenanlagen, da sie im Allgemeinen viel seltener sind. Auch der Gartenrotschwanz war in Kleingartenanlagen häufiger als in Friedhöfen und Grünanlagen. Buchfink und Haussperling dagegen, die beiden häufigsten Arten in Deutschland, fielen im Untersuchungsgebiet auf Platz 8 und 9 zurück.

 

Es zeigte sich, dass die Kleingartenanlagen zu den artenreichsten Grünflächen in Augsburg gehören. Bei gleicher Größe sind sie artenreicher als die Friedhöfe, welche gemeinhin als wertvolle Grüninseln in der Stadt gelten. Aufgrund der Häufigkeitsverteilung der Vögel wurden die untersuchten Flächen als naturnah eingestuft. Am höchsten wurde die Kleingartenanlage „Alpenblick“ (eigentlich 3 direkt nebeneinander liegende Anlagen) bewertet; in ihr wurden 41 Brutvogelarten in 317 BP und weitere 11 Arten als Durchzügler oder Nahrungsgäste festgestellt.

„Vogel des Jahres 2011“: Der Gartenrotschwanz

Der gefährdete Gartenrotschwanz wurde bei der Kartierung 2012 in 43 Brutpaaren an 27 Lokationen festgestellt. Das ist eine erfreulich hohe Zahl, doch scheint sich der Bestand im letzten Jahrzehnt eher verringert als vermehrt zu haben.

Der Gartenrotschwanz brütet in der Region fast ausschließlich noch im Augsburger Stadtbereich und großenteils in Kleingartenanlagen, doch im Rücklauf der Informationsbroschüre, die einen Meldebogen für Gartenvögel enthielt, wurde er vereinzelt auch aus Hausgärten der Stadt und des Landkreises gemeldet. Zudem ist eine Konzentration auf den Süden Augsburgs zu beobachten; eine Stabilisierung in den übrigen Stadtteilen erscheint daher dringend erforderlich.

In jedem Fall kommt den Kleingartenanlagen und deren Umfeld eine besondere Bedeutung für die Erhaltung des Gartenrotschwanzes zu. Wichtig sind die Bewahrung eines alten Baumbestandes mit Bruthöhlen oder Nistkästen sowie die Stärkung einer kleingärtnerischen und möglichst chemiefreien Nutzung mit einem Mosaik aus Beeten, Wiesen und Gehölzen.

Von Erlöschen bedroht: Der Wendehals

Schlecht sieht es beim Wendehals aus: Während 2002 noch 3 bis 5 Brutpaare an 3 Lokalitäten gezählt wurden, waren es 2012 nur noch 2 Brutpaare an 1 Lokalität. Der Wendehals ist kurz davor, dass er nicht nur in Augsburg,

sondern in ganz Schwaben südlich der Donau ausstirbt. Für die Rettung des Wendehalses ist es daher allerhöchste Zeit. Fördermaßnahmen sollten im Bereich Haunstetter Wald ansetzen und auf eine Rückbesiedelung der Kleingartenanlagen am Kleingartenweg sowie „Alpenblick“ abzielen. An der Wertach sollten im Zuge von „Wertach Vital“ Fördermaßnahmen für Wendehals und Gartenrotschwanz durchgeführt werden. Teil der Maßnahmen müsste die Förderung eine reiche Ameisenfauna in kleinräumig gemähten Wiesen im Bereich des Haunstetter Waldes sowie um die Kleingartenanlagen sein.

Rettet die Hochstamm-Obstbäume

Nach Angaben auf dem Meldebogen sind hochstämmige Obstbäume nur noch in zwei Dritteln der Kleingärten zu finden. Das ist zwar mehr als in den Hausgärten, spiegelt aber den allgemeinen Trend wieder: Hochstämmige Bäume, die im Altersstadium auch natürliche Höhlen entwickeln, werden immer seltener und, wenn sie überhaupt ersetzt werden, dann durch Halb- oder Niederstammbäume. Die Erhaltung alter Obstbäume ist daher von großer Bedeutung, da deren Verlust kaum ausgeglichen werden kann.

 

Des weiteren zeigte sich, dass zwar schon reichlich Nistkästen aufgehängt werden, am wenigsten jedoch in den Hausgärten. Auch auf öffentlichen Flächen sucht man lange und oft vergebens. Dabei könnten Nistkästen bis zu einem gewissen Grad den Verlust von Hochstamm-Obstbäumen ausgleichen. Dies käme auch den selteneren Arten zu Gute, da diese auf ein Überangebot von Nistkästen angewiesen sind.

Beitrag zur Umsetzung der Biodiversitätsstrategie

Flankiert wurde das Projekt durch zahlreiche Informationsangebote: Ein 6-seitiger Flyer informierte über Gartenvögel und warb zum Mitmachen. Auf der Internetseite des LBV sowie des Naturvvissenschaftlichen Vereins für Schwaben e. V. wurden weiterführende Materialien eingestellt. Zur Auftaktveranstaltung wurden als wichtige Multiplikatoren die Funktionäre und Obleute der Kleingartenvereine sowie Behördenvertreter und Politiker eingeladen. Diese begrüßten das Projekt und unterstützten es jederzeit im Rahmen ihrer Möglichkeiten, wobei insbesondere die kollegiale Hilfe des Stadtverbandes der Kleingärtner in Augsburg hervorzuheben ist. Umweltreferent Rainer Schaal (Foto nachstehend) verwies in seinem Grußwort auf die Biodiversitätskonvention von Rio de Janeiro 1992, welche in Lokaler Agenda und städtischer Biodiversitätsstrategie auch in Augsburg Niederschlag fand, und lobte das Projekt „Augsburger GARTENvogel0ASEN“ als deren praktische Umsetzung.

 

An Infoständen wurde das Projekt vor Ort bekannt gemacht und über die Bedeutung von Gärten für die Vögel informiert. Häufig waren diese Aktionen mit dem Bau oder Verkauf von Nistkästen verknüpft. Auch in Vorträgen und Exkursionen wurden der Gartenrotschwanz und andere Vogelarten der Öffentlichkeit vorgestellt. Unter Anleitung von H. Stickroth befasste sich die Klasse GY6/3 des Leonardo-da-Vinci-Gymnasiums in einem fächerübergreifenden Schulprojekt mit dem Thema Wald; mit dem Beitrag „Gartenrotschwanz - zurück in Augsburgs Urwald“ (gemeint war die Wolfzahnau) beteiligte sie sich am BundesUmweItWettbewerb 2011/2012 „Vom Wissen zum nachhaltigen Handeln“ und initiierte den Bau von 40 Nistkästen für die Wolfzahnau am Tag der offenen Tür und im Werkunterricht.

Beratung von Stadtverwaltung und Kleingartenvereinen

Die Behördenvertreter und Funktionäre der Kleingartenvereine waren dem Projekt gegenüber sehr aufgeschlossen. Sie signalisierten die Bereitschaft zur konstruktiven Zusammenarbeit. Als Ergebnis des Projektes 2012 wurden Vorschläge für weitere Schritte und Maßnahmen erarbeitet, die nun in Anschluss an das Projekt diskutiert und möglichst in Zusammenarbeit umgesetzt werden sollen.

Artikel über das Projekt im "Flugblatt" 2014 der Kreisgruppe Augsburg
2014 Artikel Flugblatt GARTENvogelOASEN.
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