Tongrube Glon

Kennen Sie Wechselkröten? Es sind schöne Tiere mit grünen Flecken auf hellem Grund und einem überraschenden Paarungsruf: ein lang gezogenes melodisches Trillern wie es eher von einem Kanarienvogel zu erwarten wäre. Vielleicht haben Sie sie bei einem Urlaub in Osteuropa oder der Türkei entdeckt, wo sie noch häufiger vorkommen. In Bayern sind sie vom Aussterben bedroht.

Es war deshalb eine Überraschung, als Reinhold Krogull 1997 ein Wechselkrötenvorkommen in einer Tongrube bei Baindlkirch entdeckte und Anlass für den LBV Augsburg, diese Grube 2004 nach Beendigung des Abbaus mit staatlicher Unterstützung zu kaufen.

 

Wechselkröten mögen es warm und karg, eine Pionierart, die Rohbodenflächen besiedelt. Natürlicherweise gab es diese früher im Bereich von Flüssen, die ihren Wasserlauf noch regelmäßig verlagern durften. In unserer Grube hatte eine Ziegelei durch den Abbau der 10 m mächtigen Tonschicht einen fast 14 Hektar großen Ersatzlebensraum geschaffen. Diesen zu erhalten ist nicht einfach. Denn bereits die Düngung durch den Stickstoffeintrag aus der Luft reicht aus, dass die Böden zuwachsen und das Gelände verbuscht. Durch Maßnahmen wie Anlegen von Flachteichen und Abschieben von Boden musste daher in den letzten Jahren immer wieder so etwas wie ein kleinräumiger Abbau simuliert werden. Ziegen helfen den Sommer über, das Nachwachsen gering zu halten.

Berichte und Aktivitäten

(24.03.2020) Voller Einsatz für die Wechselkröte!

Kaum einer anderen Amphibienart geht es in Bayern so bedrohlich „an den Kragen“ wie der Wechselkröte. Als ausgeprägte Sonnenanbeterin ist sie von jeher eine seltene Bewohnerin bayerischer Gefilde, bei uns ist es ihr eher zu kalt, zu feucht, die Vegetation nicht schütter genug. Heutzutage muss sie sich aber zusätzlich mit einem großen Mangel an geeigneten Laichgewässern, der starken Verinselung ihrer restlichen Vorkommen oder der zunehmenden Straßenverkehrsdichte herumplagen – und das sind nur ein paar ihrer Probleme. Auch in unserem Wechselkrötenbiotop bei Glon – dem letzten Bestand Schwabens – war die Prognose für den grün gefleckten Lurch lange Zeit düster.

 

Doch nun besteht wieder Hoffnung! Geneigte Leser dieser Homepage sind bereits im Bilde, dass wir letztes Jahr eine behördliche genehmigte „Lieferung“ von Krötenlaich in Empfang nehmen durften. Tausende Kröteneier und -larven aus einer offiziellen Nachzucht sorgen hoffentlich für „Frischblut“ und stimmen uns optimistisch, dass es sich nach wie vor lohnt, sich für die Wechselkröte in Glon mit voller Kraft einzusetzen! 

 

Allerdings ist das mit dem Wechselkröte-Retten nicht ganz einfach! Schon so manche Maßnahme wurde ausprobiert, viel Gehirnschmalz, Muskelkraft und auch mancher Euro sind ins Wechselkrötenbiotop geflossen - und hatten nicht den erhofften Erfolg. Krötenrettung ist eine moderne Sisyphus-Arbeit: Was früher bei Sand- und Tongruben im laufenden Abbaubetrieb en passant passierte, muss heutzutage meist aufwändig und am besten mit großem Gerät, sprich dem Bagger, immer wieder nachgeahmt werden; denn am liebsten sind der kleinen Kröte zum Laichen flache, voll besonnte und vegetationsarme kleinere Gewässer, die gerne auch mal austrocknen dürfen. Frei von Fressfeinden sollten sie außerdem sein, sonst bleibt der Nachwuchs ebenfalls aus. Die Wunschliste geht aber noch weiter: Als nachtaktives Tier braucht die Wechselkröte tagsüber gute Verstecke vor Feinden, seien es Ast- und Steinhäufen oder Wurzelstöcke, unter denen sie sich im lockeren Boden eingraben kann. Und dann ist da noch das Winterquartier: auch hier hat der Lurch so seine genauen Vorstellungen, in welches Heim er denn zieht, wenn’s zapfig wird! Und über diesen ganzen Lebensraumansprüchen steht schließlich noch der Schutz vor den zahlreichen Feinden wie Fischen, Insekten oder auch diverse Vogelarten. Ganz schön diffizil, die Angelegenheit!

 

Doch wir haben uns ins Zeug gelegt für unsere alten und neuen kleinen Wechselkröten. Übers Winterhalbjahr wurde das Biotop ganz nach dem Geschmack der Wechselkröte optimiert. Was ein Uneingeweihter vielleicht als Übungsgelände für besonders feinfühlige Baggerfahrer identifizieren würde, ist genau nach den Vorlieben unserer Lurche: Für sie wurden neue Flachteiche abgeschoben und Winterquartiere in 1A-Lage geschaffen. Ausgelegte Teichfolien sollen bewirken, dass die Laichgewässer zuverlässig auch während zu erwartender Trockenphasen genug Wasser führen. Und wo der Bagger schon mal da war, wurden nebenbei auch noch kleine Steilwände für Wildbienen geschaffen.

 

Nun kann sie also kommen, die Krötenzeit! Ab April beginnt die Laichzeit, dann hoffen wir, wieder das trillernde Rufen der Männchen auf der Suche nach paarungsbereiten Weibchen ertönen zu hören. Das wäre der schönste Lohn all der Mühen! Passenderweise wird 2020 übrigens eine Kartierung der Wechselkrötenbestände in unserem Biotop durchgeführt. 

 

Zu guter Letzt sei nun aber der deka messebau aus Augsburg aufs Herzlichste gedankt! All die genannten Maßnahmen für die Wechselkröte im zurückliegenden Winterhalbjahr wurden von deka messebau finanziert. Wir freuen uns über diese rundum gelungene und befruchtende Zusammenarbeit mit einer regionalen Firma, die schon seit geraumer Zeit den Arten- und Biotopschutz für sich entdeckt hat und dabei mutig auf neuen Wegen voranschreitet. Mehr zur Zusammenarbeit und den ungewöhnlichen Ideen der deka messebau gibt es hier. Vielen Dank an alle Unterstützer, Mitwirkende und Entscheidungsträger! Nachahmer sind natürlich jederzeit herzlich willkommen! (Dagmar Blacha)

(25.09.2019) Kaulquappen-Umsetzungsaktion in unserer Tongrube bei Glon

Im letzten Monat gab es eine besondere Aktion in unserer Tongrube bei Glon. Es wurden Kaulquappen der seltenen Wechselkröte eines Nachzuchtprojektes aus Pfaffenhofen in Gewässer unserer Tongrube ausgebracht, um die bereits vorhandene Population mit frischem Nachwuchs zu stärken.

Die Bestände der hübschen Kröten sind in Bayern stark zurückgegangen, da geeignete Lebensräume immer seltener werden. Die Lurche benötigen offene, vegetationsarme Flächen mit Versteckmöglichkeiten und ebenso vegetationsarme Gewässer, die frei von ihren Feinden wie Libellenlarven sind. Bei Glon wurde das Wechselkrötenvorkommen 1997 entdeckt und die Grube vom LBV erworben. Die Population ist seitdem allerdings kleiner geworden und es haben sich Nachwuchsprobleme eingestellt.

In Zusammenarbeit mit Herrn Hansbauer vom Bayerischen Landesamt für Umwelt und Mitgliedern des LBV setzte Frau Grau, die Leiterin des Nachzuchtprojektes, ca. 4000 Kaulquappen am 6. August in zwei Kleingewässern aus. Gleichzeitig legten Helfer Äste und Bretter auf die Gewässer bzw. die umliegende Fläche, um den Quappen und später den Hüpferlingen Unterschlupf und Schutz vor Feinden zu bieten.

 

Bei einem Kontrollgang am 20. August wurden schließlich erste Hüpferlinge um eines der Kleingewässer entdeckt – die Aktion war also erfolgreich. Später spendete Frau Grau aus ihrer Zucht weitere junge Kröten. Für den folgenden Winter sind zusätzliche Maßnahmen geplant. So sollen Asthaufen, Steine und Sand als Winterquartiere in dem Areal ausgebracht werden. Auch soll in Teilbereichen die oberste Bodenschicht abgeschoben werden, um Rohboden zu schaffen. Jetzt heißt es hoffen, dass möglichst viele der kleinen Hüpferlinge erwachsen werden und wir dem trillernden Rufen der Männchen wieder häufiger lauschen dürfen!