Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Wiesenbrüter Gennach

24 ha – im Gennachmoos sind wir fast schon Großgrundbesitzer. 16 ha gehören unserer Kreisgruppe, 8 weitere Hektar haben wir von der Gemeinde Langerringen gepachtet.

 

Hier, im Bereich der großflächig grundwassernahen Böden der Hiltenfinger Ebene existierte ehemals ein großer Niedermoorkomplex mit Streuwiesennutzung und wiesenbrütenden Vogelarten. Durch Entwässerung sind feuchte oder gar nasse Standorte fast völlig verschwunden, doch überwiegt bis heute die Grünlandwirtschaft. Unsere Fläche umfasst das ehemalige Kerngebiet mit Reliktvorkommen einiger  Streuwiesenarten, einem Moorbirkenwald sowie angrenzenden Extensivwiesen.

 

Da man auf 24 ha einiges für den Naturschutz bewegen kann, haben im Jahr 2002 LBV, Landschaftspflegeverband, Gemeinde, Naturschutzbehörden und ein ortsansässiger Landwirt ein Beweidungsprojekt konzipiert. Der LBV hat die Flächen beigesteuert und ursprünglich 7 Galloways sowie das Beweidungsequipment angeschafft. Projektleitung und -durchführung obliegt seither dem Landschaftspflegeverband Landkreis Augsburg. Dieser sorgt für die Pflegemahd im Kernbereich und kümmert sich auf über 8 ha zusammen mit dem betreuenden Landwirtehepaar um die Ganzjahresbeweidung durch die robusten Galloways. Diese kleine, leichte Rinderrasse verursacht auf Feuchtwiesen kaum Trittschäden, sorgt aber durch ihr Frassverhalten für ein Mosaik aus niedrigerer und höherer Vegetation und lockt Großinsekten an, die wiederum Nahrungsgrundlage für Vögel darstellen.

 

Leicht wehmütig kann man werden, wenn man im Pflegeplan liest, dass man bei Projektstart noch Braunkehlchen, Brachvogel und Wiedehopf als Zielarten im Visier hatte. Aber interessante nahrungssuchende Vogelarten kann man auf den Wiesenflächen und an den angelegten Flachteichen allemal finden: Weißstorch, Graureiher, viele Silberreiher, Kiebitze, aber auch Schwarzstorch und auf dem Zug jede Menge Limikolen wie Bekassine, Grünschenkel und Bruchwasserläufer.

Berichte und Aktivitäten

(17.06.2019) Sommerkonzerte im Gennacher Moos

Machen wir in den Sommermonaten bei warmem Sonnenschein einen Spaziergang durch das Gennacher Moos, können wir ganz besonderen Konzerten lauschen. Es ist die Zeit der Heuschrecken, die ihre Flügel oder Beine als Instrumente nutzen und durch Reiben Laute erzeugen. Die im Moos weithin hörbaren Feldgrillen zirpen beispielsweise durch Flügelreiben vor ihren Wohnröhren. Die Männchen locken so von Mai bis Juli Weibchen an, grenzen ihre Reviere ab und nutzen sogar spezielle Kampfgesänge. Bekommen wir die scheuen Grillen ausnahmsweise zu Gesicht, können wir auf den Flügeln der Männchen die Strukturen zur Klangerzeugung erkennen. Die stummen Weibchen tragen dagegen auf ihren Vorderflügeln ein Rautenmuster. Feldgrillen sind sehr wärmebedürftige Tiere und benötigen deshalb trockene und schütter bewachsene Bereiche. Das Feldgrillenweibchen auf dem Foto saß auf dem Weg nahe dem Stall in der Gallowayweide. Wir sehen auf dem Bild wunderbar das Rautenmuster auf den Flügeln und auch ihren Legestachel. Da die Bestände der Tiere aufgrund von Lebensraumverlusten in Bayern zurückgehen, stehen die kompakt wirkenden Tiere auf der Vorwarnliste zur Roten Liste der Heuschrecken Bayerns.

Noch bedrohter ist eine andere Heuschreckenart des Gennacher Mooses – der Warzenbeißer. Seine Bestände sind sowohl lang- als auch kurzfristig zurückgegangen und er steht inzwischen auf der Roten Liste Bayerns als „gefährdet“. Wir können die kräftigen Heuschrecken auf den Mähwiesen des LBV´s ab Juli finden. Ihr Zirpen ist zwar weniger auffällig – es besteht aus einer Reihe von Zick-Lauten – dafür sind die Tiere selbst leichter als die scheuen Grillen zu entdecken. An ihren Lebensraum haben die Warzenbeißer unterschiedlichste Ansprüche und benötigen deshalb einen Bewuchs mit wechselnder Dichte. Die Heuschrecken legen einerseits ihre Eier in offene, kurzrasige Bereiche, damit sie sich leicht erwärmen, wobei für die Eientwicklung auch eine gewisse Bodenfeuchte eine Rolle spielt. Die Larven und erwachsenen Tiere ziehen andererseits eine etwas höhere Vegetation als Zufluchtsort vor Feinden vor. Dabei darf die Pflanzendecke weder verfilzt noch zu dicht sein, damit die etwas behäbigen Kletterer sich gut in ihr bewegen können. Diese speziellen Anforderungen machen es nicht einfach, in der modernen Landwirtschaft einen Platz zu finden. Mögliche Lebensräume sind beispielsweise magere, blütenreiche Mähwiesen im Flachland, Wacholderheiden oder Berg-Mähwiesen. Im Gennacher Moos bieten die Pfeifengraswiesen mit der nebenliegenden extensiven Weidefläche eine abwechslungsreiche Vegetation auf feuchtem Untergrund. Ihren außergewöhnlichen Namen verdanken die Heuschrecken übrigens ihren ätzenden Verdauungssäften. In der Vergangenheit setzte man sie auf Warzen, damit sie diese durch ihre Bisse bekämpfen. (Christiane Gebauer)

(24.05.2019) Einem König sein Reich

Der Name LBV (Landesbund für Vogelschutz) kann Uneingeweihte in die Irre führen, denn der Verein beschäftigt sich nicht nur mit dem Vogelschutz. Über seine Flächen widmet er sich dem Lebensraumschutz, der Pflanzen, Insekten, Amphibien, Reptilien und natürlich auch Vögeln sowie Säugern zu Gute  kommt. 

Der LBV Augsburg bietet beispielsweise mit dem Gennacher Moos, dem Burghofweiher bei Schwabaich, aber auch mit dem Weidacher Weiher einem beliebten und jedermann bekannten Lurch ein Reich – dem Laubfrosch. Der Laubfrosch steht auf der Roten Liste gefährdeter Lurche Bayerns als „stark gefährdet“. Wir bekommen die nur 3-5 cm großen Amphibien zwar nur selten zu Gesicht, die Männchen verraten sich jedoch von Mai bis Mitte Juni durch ihre lauten, spätabendlichen Konzerte, mit denen sie die Weibchen anlocken. Besonders im Gennacher Moos können sie eine solche Lautstärke erreichen, dass es mitunter schwierig wird, anderen Tieren der Nacht, wie jungen Waldohreulen, zu lauschen.

Was macht das Gennacher Moos so attraktiv für die kleinen Frösche? In dem ehemaligen Niedermoor verbinden sich wunderbar die unterschiedlichen Lebensraumansprüche der Tiere – für die Reproduktion, für die Nahrungssuche, zum Verstecken sowie für die Überwinterung. Zum Ablaichen benötigen sie fischfreie, besonnte Kleingewässer. Im Moos sind gleich mehrere Kleingewässer vorhanden, wobei wir an der Sommerweide den lautesten Konzerten lauschen dürfen. Die heranwachsenden und erwachsenen Frösche können ihre Nahrung und auch Deckung in den nur extensiv genutzten Feuchtweiden und Wiesen finden. Als Verbindung zwischen den verschiedenen Bereichen sind Gehölzstreifen angepflanzt, an denen die Tiere entlang wandern oder die sie als Rufwarten nutzen können. Im Wurzelbereich des Birkenwäldchens gibt es schließlich frostfreie Überwinterungsplätze wie Erdhöhlen. Aber Vorsicht! - das Areal bietet nicht nur ihnen, sondern auch ihren Fressfeinden Lebensraum. Ein Laubfrosch im Gennacher Moos muss sich stets vor Reihern und Störchen in Acht nehmen. (Text: Christiane Gebauer)